Wenn du funktionierst, fühlst du dich gut. 
Du hast die Kontrolle über alles. Du bereitest dich immer perfekt vor, damit du keine Fehler machst. Du lieferst eine perfekte Performance. Deine Freunde und Kollegen sind beeindruckt und bewundern dich. Du kommst immer gut an. 
Schleicht sich jedoch ein Fehler ein, bist du schnell auf 180, nervös oder total gestresst und versucht es mit aller Anstrengung wieder auszugleichen. …

Kommt dir das bekannt vor?

Bevor es weitergeht, schnappe dir einen Stift und ein Blatt Papier, denn am Ende wartet eine Übung auf dich! 

Die offizielle Definition von Perfektionismus ist ‚übertriebenes Streben nach Perfektion‘. 
Übertrieben. Es ist ein negatives Verhalten. 

Wir erhoffen uns Stärke und Erfolg, doch führt uns Perfektionismus zu Prokastination, ständigem Vergleichen mit anderen und einem Gefühl der Überwältigung. Denn in Wahrheit fühlen wir uns unsicher und ängstlich. 
Ironischerweise erreichen wir mit Perfektionismus genau das Gegenteil von dem, was wir uns erhoffen. Es blockiert und verkrampft uns, hält uns zurück und unterdrückt unser wahres Potenzial.
Wir stehen uns selbst und unseren Stärken im Weg.

Gedanken wie „Andere können mich nicht verletzten, wenn ich die Kontrolle habe“ oder „Keiner weiß, wie unsicher ich wirklich bin“ bedeuten in anderen Worten:
Keiner sieht mein wahres Ich.
Möchtest du das wirklich? Könntest du ihnen glauben, wenn sie ‚Ich liebe dich‘ sagen, wenn sie doch nur eine Fassade von dir kennen?

Perfektionismus hat überhaupt nichts damit zu tun, nach Exzellenz zu streben und es wird dir genauso wenig der roten Teppich zum Erfolg ausgerollt. Dein Fokus liegt nämlich nicht auf DEINER BERUFUNG, sondern darauf, was andere von dir denken; ob sie dich und deine Arbeit mögen; ob du genug bist! 
Doch so funktioniert es nicht. Du hast keine Kontrolle darüber, ob Menschen dich mögen oder wie sie dich sehen. Du kannst ihre Wahrnehmung nicht kontrollieren. Du verlierst nur den Überblick darüber, wer du wirklich bist und was du willst, während du der Anerkennung von anderen nachrennst. 

Wenn es eins nicht gibt, dann ist es die Kontrolle über die Dinge, die im Leben passieren. Ich denke, jeder von uns hat diese Erfahrung schon einmal gemacht.
Weißt du eigentlich, was man Verrücktes findet, wenn wir dem Perfektionismus mal keine Aufmerksamkeit schenken?
GLÜCKSELIGKEIT. 

Siehe dich doch einmal um. Es gibt keine Perfektion. Egal, wo du bist. Egal, wo du hinschaust. Nichts ist perfekt. 
Gehe einmal in die Natur. Findest du dort einen einzigen perfekten Baum? Eine perfekte Blume? Einen perfekt gebauten Körper? Die einzige Frage, die mir dabei im Kopf herumschwirrt, ist:
Was ist denn ‚perfekt‘? Wer hat die Standards festgelegt? Warum sehen wir nicht die Individualität in jedem und allem? Das Leben symbolisiert doch den puren Imperfektionismus. Und es funktioniert. Und zwar bester Ordnung. Besser als wir – mit unserer Willenskraft – es je hinbekommen würden. 

Denkst du, die Bäume vergleichen sich gegenseitig? Wer ist der dünnste? Wer hat die meisten Äste? Wer wächst am höchsten?…
Nein, sie sind einfach da. Sie haben vollsten Anspruch darauf. Und sie sind genau richtig so, wie sie sind. Niemand bezweifelt das. 
Warum gehen wir dann so hart mit unseren Mitmenschen, insbesondere mit uns selbst ins Gericht?

  1. Sei du selbst
    Wahrscheinlich ist sich jeder des negativen Effektes bewusst und doch machen wir es alle.
    Uns vergleichen.
    Nur ist eben dieses ständige Vergleichen, vor allem in sozialen Medien, ein Riesen-Trigger für Perfektionismus.Überprüfe die Menschen, mit denen du dich umgibst oder denen du auf sozialen Plattformen folgst.
    Frage dich selbst, ob sie dir gut tun, dich inspirieren oder dich eher mit einem Gefühl von Neid, Missgunst und geringen Selbstwertgefühl hinterlassen.
    Sei dir auch bewusst, dass in den sozialen Medien nur die tollsten Highlights gepostet werden! Niemand würde offiziell teilen, wenn er schlecht drauf ist, extreme Selbstzweifel oder sonst irgendwelche Probleme. hat. Und dennoch hat sie jeder!
    Warum es außerdem enorm wichtig ist zu hinterfragen, mit welchen Menschen du in deinem Leben die meiste Zeit verbringst, kannst du hier lesen.
  1. Gut ist gut genug
    Eifern wir Perfektionismus nach, dann streben wir nach etwas, das wir schon in uns haben.
    Wir kreieren eine Version unserer selbst, von der wir glauben, dass sie besser bei anderen ankommt, als unser wahres Inneres. Aber darf ich dir was verraten?
    Gut ist Gut genug.
    Ich weiß, das ist schwer zu glauben, selbst für einen genesenden Perfektionisten, wie mich. Es fühlt sich so an, als würde man seine Standards niedriger setzen.
    Erinnere dich daran, dass du in vielen Dingen gut bist, aber nicht in allen perfekt sein musst!
    Genauso wenig, wie du deine Standards herunterschraubst, bedeutet Perfektionismus auch nicht, dass du schwächer bist oder nicht in deine vollste Stärke gehst. Ich hatte Angst, dass ich unter dem oberflächlichen Perfektionismus nichts mehr finde, dass mich in meiner Entwicklung nach vorne bringt. Ich hatte Angst, mich apathisch hängen zu lassen und war voll überzeugt, dass es mein Perfektionismus ist, der mich weiterbringt in meiner Entwicklung und mir den Erfolg beschert.
    Doch wenn du dich der Tatsache hingibst, dass du gut genug bist, dann hat dein Potenzial endlich die Freiheit, sich voll zu entfalten!
    Ich kann dir nämlich eins versichern:
    DU bist STARK. DU bist EHRGEIZIG. Und du bist hartnäckig und dickköpfig, sonst hättest du mit deinem Perfektionismus all die Jahre nicht Schritt halten können 😉
    DU erreichst deine Ziele aufgrund dessen, WER DU im Inneren BIST!
  2. Verändere dein Denken
    Perfektionismus ist ein destruktives Verhalten, doch es kann ‚entlernt‘ werden. Wenn du deinen perfektionistischen Gedanken keine Aufmerksamkeit mehr schenkst, merkst du, wie sie die Kontrolle über dich verlieren. Es sind auch nur Gedanken. Du kannst ihnen zuhören, musst ihnen aber keinen Glauben schenken. Entscheide dich dafür, JETZT einmal anders zu handeln.Eine meiner Vorbilder sagte einmal:

„Ein Gedanke ist harmlos, solange wir ihn nicht glauben. Es sind nicht unsere Gedanken, die Leid verursachen, sondern das, was wir mit unseren Gedanken verbinden. Sich an einem Gedanken festzuhalten, bedeutet zu glauben, dass er wahr ist, ohne ihn zu hinterfragen. Ein Glaube ist ein Gedanke, an dem wir schon seit vielen Jahren hängen.“
– 
Byron Katie

Mir fiel es am Anfang sehr schwer, selbstbewusst mit meinem Freund (und eigentlich allen anderen) in Englisch zu kommunizieren. Mein Gedanke war:
‚Die Leute halten weniger von mir aufgrund meiner sprachlichen Begrenzung.“ Auch hier schränkte mich meine eigene perfektionistische Erwartung enorm ein, denn ich hielt mich in Gesprächen zurück, weil ich keine Fehler machen wollte. Doch gibt es eben nur einen Weg, um Dinge zu lernen: Übung. Übung. Übung.
Wenn du einen Bereich in deinem Leben entdeckst, in dem du auch von dir Perfektion verlangst, dann schnapp’ dir nun einen Stift und ein Blatt Papier.

(Unbezahlte Werbung)
In Byron Katie’s Buch THE WORK stellt sie die folgenden Fragen, um einen bestimmten Gedanken auf seine Wahrheit zu überprüfen. 

  • Ist er wahr? 
    Oftmals haben wir einfach einen Gedanken übernommen, ohne ihn zu hinterfragen.
  • Weißt du mit absoluter Gewissheit, dass dieser Gedanke wahr ist?
     Gehe tiefer, als das, was du denkst, zu wissen.
  • Wie reagierst du auf diesen Gedanken? Was passiert, wenn du ihn glaubst?
    Bei dieser Frage passiert oft etwas in deinem Inneren. Du spürst vielleicht, dass du ihn glaubst. Fühlst du dich grad immer noch wohl? Bist du immer noch zufrieden und ruhig?

Und am wichtigsten: 

  • Wer würdest du ohne diesen Gedanken sein?
    Stelle dir dein Leben vor, wenn du diesen Gedanken nicht glauben würdest.
    Wer würdest du sein?
    Wie würdest du aussehen?
    Wie würdest du dich fühlen?
    Wie würde sich dein Leben verändern?

Vergleiche nun diese beiden Versionen – dein Leben MIT diesem Glauben und OHNE.
Welche Version würdest du bevorzugen? Was fühlt sich besser und friedvoller für dich an?

Sei dir immer bewusst, alles und damit meine ich ALLES, was du erlebst, passiert immer FÜR dich. 
Ich weiß, ein Teil von uns will sich immer sicher und geborgen fühlen, weswegen wir versuchen, die Kontrolle zu übernehmen. Doch das ist nur eine Illusion, die wir krampfhaft versuchen, aufrecht zu erhalten. 
Lasse die Vorstellung los, etwas SEIN zu müssen, etwas MACHEN zu müssen oder etwas HABEN zu müssen. 
Du wirst frei sein. 
Kraft, Energie und Kreativität werden fließen… 

Schreibe einen Kommentar